Andrea Ypsilanti (SPD) und Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) stehen in ihren Parteien links außen. In Halle an der Saale diskutierten sie vor zwei Tagen über moderne Politik.
Mittwochabend: Das Varieté-Theater in Halle ist gut besucht. Kaum einer der 300 rot gepolsterten Stühle ist kurz vor Beginn der Veranstaltung noch zu ergattern. Kein Wunder, das Thema hat es in sich. Die linken Oppositionsparteien in Deutschland wollen – nach Jahren der Abgrenzung – aufeinander zugehen und in diversen Gesprächszirkeln einen gemeinsamen Politikwechsel vorbereiten.
(Bild: ddp)
„Frauen ganz links“, lautet das offizielle Motto des Abends. Die Diskutantinnen haben das Interesse zusätzlich angeheizt. Für die Linke tritt Sarah Wagenknecht an. Sie ist Vorsitzende der Kommunistischen Plattform und designierte, aber bereits umstrittene Vize-Parteichefin. Und von der SPD: Andrea Ypsilanti, die frühere hessische Landeschefin, die vor anderthalb Jahren mit dem Versuch scheiterte, das erste rot-grün-rote Regierungsbündnis im Westen zu schmieden. Am Montag war Ypsilanti nach langer Pause erstmals wieder öffentlich aufgetreten, um ihre neue Denkfabrik vorzustellen, die parteiübergreifend ein Konzept gegen den Neoliberalismus erarbeiten soll.
Wie soll die Gesellschaften in 15 Jahren aussehen?
In der Bevölkerung ist nach wie vor eine große Unzufriedenheit mit der Politik und Sehnsucht nach einer wirklichen Alternative vorhanden, sagt Ypsilanti.
Wagenknecht ist radikaler, unbeirrter, auch stringenter als Ypsilanti. Dafür tritt die Hessin nachdenklicher, tastender auf als noch im Wahlkampf. Oft gebraucht sie einerseits/andererseits-Konstellationen und gibt mehrfach freimütig zu:
Über „ein fertiges Konzept“ verfüge sie nicht.
Wagenknecht stimmt mit Ypsilanti darin überein, dass es gute Gründe gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe.
Und noch eines eint sie: Beide wünschen sich mehr Aufbruch, mehr Umbruch. Ypsilanti stört „unsere schläfrige Demokratie“.
Vom Osten könne man vielleicht lernen, wie man „Widerstand“ gegen ein falsches System übt.
Bei diesem Satz erhält sie fast den größten Applaus.
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