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Hermann Hesse ...
Zitate und Gedichte
01. Man braucht vor niemand Angst zu haben. Wenn man jemanden fürchtet, dann kommt es daher, daß man diesem Jemand Macht über sich eingeräumt hat.
- Hermann Hesse, Demian
02. Man hat nur Angst, wenn man mit sich selber nicht einig ist.
- Hermann Hesse, Demian
03. Der Mensch ist zu nichts schwerer zu bringen als zu seinem Glück.
- Hermann Hesse, Der Weltverbesserer
04. Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.
- Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel
05. Gewiß, zwei Völker und zwei Sprachen werden einander nie sich so verständlich und so intim mitteilen können wie zwei einzelne, die derselben Nation und Sprache angehören. Aber das ist kein Grund, auf Verständigung und Mitteilung zu verzichten. Auch zwischen Volks- und Sprachgenossen stehen Schranken, die eine volle Mitteilung und ein volles gegenseitiges Vertrauen verhindern, Schranken der Bildung, der Erziehung, der Begabung, der Individualität. Man kann behaupten, jeder Mensch auf Erden könne grundsätzlich mit jedem andern sich aussprechen, und man kann behaupten, es gebe überhaupt keine zwei Menschen in der Welt, zwischen denen eine echte, lückenlose, intime Mitteilung und Verständigung möglich sei - eins ist so wahr wie das andre.
- Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel
06. Gerade das ist es ja, das Leben, wenn es schön und glücklich ist ein Spiel! Natürlich kann man auch alles mögliche andere aus ihm machen, eine Pflicht oder einen Krieg oder ein Gefängnis, aber es wird dadurch nicht hübscher.
- Hermann Hesse, Die Morgenlandfahrt
07. Das Beste daran war aber nicht das Küssen und nicht das abendliche Zusammenpromenieren und Heimlichtun. Das Beste war die Kraft, die mir aus jener Liebe floß, die fröhliche Kraft, für sie zu leben, zu streiten, durch Feuer und Wasser zu gehen. Sich wegwerfen können für einen Augenblick, Jahre opfern können für das Lächeln einer Frau, das ist Glück.
- Hermann Hesse, Eine Fußreise im Herbst
08. Indem ich allein dahinmarschierte, fiel mir ein, daß ich im Grunde alle meine Wege so einsam gemacht habe, und nicht nur die Spaziergänge, sondern alle Schritte meines Lebens.
- Hermann Hesse, Eine Fußreise im Herbst
Im Nebel
Seltsam im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum kennt den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war,
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein.
(Hermann Hesse, Eine Fußreise im Herbst)
9. Wertlos, so schien es ihm, wertlos und sinnlos hatte er sein Leben dahingeführt; nichts Lebendiges, nichts irgendwie Köstliches oder Behaltenswertes war ihm in Händen geblieben. Allein stand er und leer, wie ein Schiffbrüchiger am Ufer.
- Hermann Hesse, Siddhartha
10. Ich habe mein Leben gehabt, wie es mir paßte, und es hat mir nicht an Freiheit und an Schönem gefehlt, aber ich bin doch immer allein geblieben.
- Hermann Hesse, Das Ende
11. Er sah auch plötzlich ein, daß sein kleines Schicksal nichts Besonderes und keine grausame Ausnahme sei, sondern daß auch über denen, die er für Glückliche angesehen hatte, unentrinnbar das Schicksal walte.
- Hermann Hesse, Der Lateinschüler
12. Wenn ich mich nun besinne, für wen ich diese Blätter beschreibe, wer eigentlich soviel Macht über mich hat, daß er Bekenntnisse von mir fordern und meine Einsamkeit durchbrechen kann, so muß ich einen lieben Frauennamen sagen, der mir nicht nur ein großes Stück Erleben und Schicksal umfaßt, sondern wohl auch als Stern und hohes Sinnbild über allem zu stehen mag.
- Hermann Hesse, Gertrud
13. Wohl hatte ich gemeint zu wissen, was Liebe sei, und war mir damit weise vorgekommen, hatte getröstet aus neuen Augen in die Welt geschaut und einen näheren und tieferen Anteil an allem Leben gefühlt. Nun war es anders, nun war es nicht mehr Klarheit, Trost und Heiterkeit, sondern Sturm und Flamme, nun warf mein Herz sich jauchzend und zitternd weg, wollte nichts mehr vom Leben wissen und nur in seiner Flamme verbrennen. Wenn mich jetzt einer gefragt hätte, was denn die Liebe sei, da hätte ich es wohl zu wissen geglaubt und hätte es sagen können, und es hätte dunkel und lodernd geklungen.
- Hermann Hesse, Gertrud
14. Liebe kann man erbetteln, erkaufen, geschenkt bekommen, auf der Gasse finden, aber rauben kann man sie nicht.
- Hermann Hesse, Siddhartha
15. Vieles lehrte ihn ihr roter, kluger Mund. Vieles lehrte ihn ihre zarte, geschmeidige Hand. Ihn, der in der Liebe noch ein Knabe war und dazu neigte, sich blindlings und unersättlich in die Lust zu stürzen wie ins Bodenlose, lehrte sie von Grund auf die Lehre, daß man Lust nicht nehmen kann, ohne Lust zu geben, und daß jede Gebärde, jedes Streicheln, jede Berührung, jeder Anblick, jede kleinste Stelle des Körpers ihr Geheimnis hat, das zu wecken dem Wissenden Glück bereitet.
- Hermann Hesse, Siddhartha
16. Ihr Lächeln war von der echten Art. Es geschah weniger mit den Lippen als mit den Augen; das ganze Gesicht, Stirn und Wangen glänzten innig mit, und es sah aus wie ein tiefes Verstehen und Liebhaben.
- Hermann Hesse, Heumond
17. Wahr ist an einer Geschichte immer nur das, was der Zuhörer glaubt.
- Hermann Hesse, Heumond
18. So ist es, wenn ein Mensch sein Liebesvermögen auf einen einzigen Gegenstand gesammelt hat; mit dessen Verlust stürzt alles zusammen, und er steht arm zwischen Trümmern.
- Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel
19. Incipit vita nova. Ich bin ein Neuer geworden, mir selbst noch ein Wunder, ruhend zugleich und tätig, empfangend und schenkend, ein Besitzer von Gütern, deren werteste ich vielleicht noch gar nicht kenne.
- Hermann Hesse, Incipit vita nova
20. "Die meisten Menschen wollen nicht eher schwimmen als bis sie es können." Ist das nicht witzig? Natürlich wollen sie nicht schwimmen! Sie sind ja für den Boden geboren, nicht fürs Wasser. Und natürlich wollen sie nicht denken; sie sind ja fürs Leben geschaffen, nicht fürs Denken!
- Hermann Hesse, Der Steppenwolf
21. Nichts ist gefährlicher und seelenmordender als die beständige Beschäftigung mit dem eigenen Wesen und Ergehen, der eigenen einsamen Unzufriedenheit und Schwäche.
- Hermann Hesse, Der Weltverbesserer
22. Daß ein Mensch sein Leben lang immer und immer den Geist verehren und die Natur verachten kann, immer Revolutionär und niemals Konservativer sein kann oder umgekehrt, das scheint mir zwar sehr tugendhaft, charaktervoll und standhaft, aber es scheint mir auch ebenso fatal, widerlich und verrückt, als wenn einer immerdar essen oder immerdar nur schlafen wollte.
- Hermann Hesse, Kurgast
23. Schreiben ist gut, Denken ist besser. Klugheit ist gut, Geduld ist besser.
- Hermann Hesse, Siddhartha
24. Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er von Ziel besessen ist. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben.
- Hermann Hesse, Siddhartha
25. Eine schlaflose Nacht ist immer eine lästige Sache. Aber sie ist erträglich, wenn man gute Gedanken hat. Wenn man daliegt und nicht schläft, ist man leicht ärgerlich und denkt an ärgerliche Dinge. Aber man kann auch seinen Willen brauchen und Gutes denken.
- Hermann Hesse, Schön ist die Jugend
Allein
Es führen über die Erde Straßen und Wege viel,
Aber alle haben dasselbe Ziel,
Du kannst reiten und fahren,
zu zweien und zu dreien...
Den letzten Schritt mußt du gehen allein.
Drum ist kein Wissen, noch Können so gut,
Als daß man alles Schwere nicht alleine tut.
(Hermann Hesse)
26. Man sollte auf alles achten, denn man kann alles deuten.
- Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel
27. Der Mensch, wie ihn die Natur erschafft, ist etwas Unberechenbares, Undurchsichtiges, Feindliches. Er ist ein von unbekanntem Berge hereinbrechender Strom und ist ein Urwald ohne Weg und Ordnung. Und wie ein Urwald gelichtet und gereinigt und gewaltsam eingeschränkt werden muß, so muß die Schule den natürlichen Menschen zerbrechen, besiegen und gewaltsam einschränken.
- Hermann Hesse, Unterm Rad
Doch heimlich dürsten wir ...
Anmutig, geistig, arabeskenzart Scheint unser Leben sich wie das von Feen In sanften Tänzen um das Nichts zu drehen, Dem wir geopfert Sein und Gegenwart. Schönheit der Träume, holde Spielerei, So hingehaucht, so reinlich abgestimmt, Tief unter deiner heiteren Fläche glimmt Sehnsucht nach Nacht, nach Blut, nach Barbarei. Im Leeren dreht sich , ohne Zwang und Not, Frei unser Leben, stets zum Spiel bereit, Doch heimlich dürsten wir nach Wirklichkeit, Nach Zeugung und Geburt, nach Leid und Tod.
(aus "Das Glasperlenspiel")
28. Wie ein schüchternes Mädchen blieb er sitzen und wartet, ob einer käme ihn zu holen, ein Stärkerer und Mutigerer als er, der ihn mitrisse und zum Glücklichsein zwänge.
- Hermann Hesse, Unterm Rad
29. Auf einem kurzen Nachtgang vor dem Schlafengehen sah ich Sterne in den Regenpfützen gespiegelt, sah im Nachtwind am Ufer des heftig rauschenden Flusses ein paar außerordentlich schöne alte Bäume. Sie würden auch morgen noch schön sein, aber in diesem Augenblick hatten sie die magische, nicht wiederkehrende Schönheit, die aus unserer Seele kommt und die, nach den Griechen, nur dann in uns aufleuchtet, wenn uns Eros angeblickt hat.
- Hermann Hesse, Kurgast
30. Es heiratet keiner, damit er Kinder kriege, aber wenn er Kinder kriegt, so ändern sie ihn, und schließlich sieht er, daß alles doch nur für sie geschehen ist.
- Hermann Hesse, Gertrud
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